Aufbau & Gestaltung
Keine Lernwerkstatt gleicht der anderen. Jeder Lernwerkstatt liegt ein individuelles Konzept zugrunde, das Ausdruck der (pädagogischen) Ideen derer ist, die diesen Raum gestalten. Und doch gibt es einen kleinsten gemeinsamen Nenner vieler Lernwerkstätten: die Grundausstattung. Insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich gehören dazu eine Auswahl an Werkzeugen, verschiedene Behälter, Alltagsgegenstände, Natur- und Bastelmaterial, Messinstrumente, vielfältige Literatur (zum Staunen, Nachschlagen, Vertiefen), ein Computer mit Drucker – im Idealfall auch mit Internetzugang – und kuriose Dinge, die die Kreativität und die Neugier der Besucher entfachen.
All diese Dinge in einem Raum machen allerdings noch keine Lernwerkstatt! Eine anregungsreiche, einladende Lernumgebung lebt davon, dass die Materialien frei zugänglich, auffindbar und nutzbar sind und dass die Lernenden geeignete Arbeitsflächen vorfinden. Deshalb sind in Lernwerkstätten auch noch diese Dinge wertvoll:
- offene Regale, die einen einfachen Zugriff auf alle Materialien ermöglichen – im Idealfall für große und kleine Lernwerkstattbesucher
- transparente Kisten zum Verstauen und Ordnen der Materialien
- flexible Möbel, die sich sowohl für Gruppen- als auch Einzelarbeit sowie für kleine und große Menschen eignen
- eine gemütliche Ecke mit einem Sofa, das Platz zum Verschnaufen und Nachdenken bietet
- Präsentationsflächen, die Fotos, Arbeitsergebnisse, Erkenntnisse, Dokumentationen und andere Lernwerkstattschätze für alle sichtbar machen
In der Zusammenarbeit mit vielen Lernwerkstätten in Berlin, Brandenburg, Hessen und Rheinland-Pfalz haben wir die Erfahrung gemacht, dass ein strukturiertes Vorgehen bei der Einrichtung einer neuen Lernwerkstatt sinnvoll ist. Diese Schritte haben sich bewährt:
1. Ein Konzept (weiter-)entwickeln.
Was wollen wir mit der Lernwerkstatt an unserer Kita, Schule, Hochschule erreichen oder verändern? Für wen soll die Lernwerkstatt sein? Wer will und kann an und in ihr mitarbeiten? Für die Beantwortung dieser und weiterer Fragen sind Hospitationen in bestehende Lernwerkstätten und der Austausch mit erfahrenen „Lernwerkstättlern“ hilfreich.
2. Einen Plan für die Umsetzung machen.
Am besten klären Sie in einem Team, das sich für die Lernwerkstatt verantwortlich fühlt, diese Fragen: Welche Schritte auf dem Weg zur Lernwerkstatt müssen wir gehen? In welcher Reihenfolge? Wann? Mit wem? Wie viel Geld wird benötigt? Woher bekommen wir das Geld? Welchen Raum können wir nutzen? Welche Fortbildung oder fachliche Unterstützung brauchen wir für die Arbeit in der Lernwerkstatt? Denken Sie daran, rechtzeitig Ihre Kolleginnen und Kollegen und die verantwortlichen Leitungspersonen zu beteiligen und zu informieren.
3. Die Lernwerkstatt einrichten.
Sie haben einen Raum gefunden, der nun mit passendem Inhalt gefüllt wird. Das kann ein echtes Gemeinschaftswerk werden: Ob Kinder, Jugendliche, Eltern, Nachbarn oder Kollegen – alle können Materialien beisteuern. Auch aus dem Budget Ihrer Einrichtung werden kleine Investitionen für die Einrichtung möglich. Sie beginnen sobald wie möglich mit der Arbeit in der Lernwerkstatt und werden merken, dass auch im unfertigen Zustand schon geforscht werden kann und dass nicht alle bisher angeschafften Materialien so geeignet sind, wie gedacht.
4. In der eigenen Lernwerkstatt arbeiten.
Sie konzipieren, planen und führen die ersten Lernwerkstattsequenzen in Ihrer Werkstatt durch – im Idealfall gemeinsam mit Kollegen. Eine Auswertung – mit den Lernenden aber auch mit Kollegen – hilft Ihnen dabei, sicherer in der Lernbegleitung zu werden, Forschungsabläufe in der Lernwerkstatt zu analysieren und die Qualität Ihrer Lernbegleitung und der Lernumgebung einzuschätzen.
Übrigens: Selbst jahrelang bestehende Lernwerkstätten sind nie fertig und die verantwortlichen Pädagoginnen und Pädagogen setzen sich immer wieder aufs Neue mit diesen Aspekten auseinander.